Fall­beispiel / Mit­tel­franken / Lkr. Schwabach

Stadt Schwabach: Erste Kanalvermessung mit Hand und aus der Luft anno 1991

Stadt­teil für Stadt­teil saniert das Schwabach­er Tief­bauamt das Kanal­netz. Eine sehr genaue Erfas­sung des beste­hen­den Abwasser­net­zes ist dafür eine wesentliche Grund­lage. Schon 1991 hat man in Schwabach damit begonnen, die Kanäle manuell aus analo­gen Plä­nen, vor Ort, sowie aus der Luft zu ver­messen und mit Geo­dat­en EDV-mäßig zu erfassen. Heute ergänzen fahrbare Robot­er mit Kam­era im Kanal diese Arbeit.

In der fränkischen Gold­schläger­stadt Schwabach wer­den die Abwäss­er von über 40.000 Ein­wohn­ern in einem 200 km lan­gen öffentlichen Kanal­netz zur Kläran­lage trans­portiert. Aktuell läuft ein Pro­gramm zur Sanierung des Kanalnetzes.

Ein weißer Punkt am Kanaldeckel für Luftfotos

Voraus­set­zung dafür ist eine genaue Erfas­sung und Doku­men­ta­tion der beste­hen­den Kanäle. In Schwabach hat man schon ab 1991 damit begonnen, ein elek­tro­n­is­ches Leitungsin­for­ma­tion­ssys­tem aufzubauen. Und dabei zeigte man sich damals ziem­lich erfind­erisch. Man vere­in­barte mit dem Ver­mes­sungsamt eine Zusam­me­nar­beit und nutzte dessen Befliegun­gen und Luft­fo­tografien, um so möglichst schnell an die genauen Koor­di­nat­en der über 5000 Schächte zu kom­men. Allerd­ings mussten vorher alle Kanaldeck­el in der Stadt mit einem weißen Punkt markiert wer­den, damit diese auf den Luft­bildern iden­ti­fiziert und so die genauen Koor­di­nat­en (+/- 10 Zen­time­ter) berech­net wer­den kon­nte.
Anschließend wur­den alle Kanaldeck­el­höhen manuell ver­messen, eben­so die Tiefe der Schächte und somit die Höhe der Kanal­sohle. Um die Durchmess­er der Zu- und Abläufe in den jew­eili­gen Schächt­en sowie die ver­wen­de­ten Bautech­niken und Rohr­ma­te­ri­alien fest­stellen zu kön­nen, musste man in jeden Schacht ein­steigen und das Ergeb­nis möglichst exakt dokumentieren. 

Mit einem Ver­mess­er im Team hat sich das Tief­bauamt Schwabach so in den Jahren 199192 von Kanaldeck­el zu Kanaldeck­el, also von Hal­tung zu Hal­tung, durchgear­beit­et. Mit den gewonnenen Dat­en war es dann möglich, das erste auf einem soge­nan­nten Geoin­for­ma­tion­ssys­tem“ (GIS)-basierende elek­tro­n­is­che Leitungssys­tem der Stadt zu real­isieren. Es war gle­ichzeit­ig der Beginn des GIS-Zeital­ters in Schwabach.

Heute unter­stützen fahrbare Robot­er mit GPS und inte­gri­erten Kam­eras die Doku­men­ta­tion­sar­beit im Kanal. Bere­its die Hälfte des Schwabach­er Kanal­net­zes wurde mit der Kam­era befahren. Sodann wurde das gewonnene Bild­ma­te­r­i­al genau analysiert, der tech­nis­che Zus­tand in Schaden­sklassen bew­ertet und die Ergeb­nisse im vorhan­de­nen GIS-Com­put­er­sys­tem der Stadt elek­tro­n­isch erfasst.

Das Leitungsin­for­ma­tion­ssys­tem der Stadt ver­fügt auch über ein dig­i­tales Flächenkataster, das es ermöglicht, die am öffentlichen Kanal­netz angeschlosse­nen Flächen dem öffentlichen Abwasserkanal zuzuord­nen. Somit hat man in Schwabach eine her­vor­ra­gende Grund­lage geschaf­fen, um die hydraulis­che Leis­tungs­fähigkeit des gesamten Net­zes beurteilen und steuern zu kön­nen. Aber auch für die Berech­nung der Abwasserge­bühr der Bürg­er ist das Flächenkataster von großer Bedeu­tung. Neben der Schmutzwasserge­bühr von 1,98 Euro pro m³ sind näm­lich pro Quadrat­meter ver­siegel­ter Grund­stücks­fläche 0,33 Euro für die Regen­wasser­entsorgung abzuführen. Diese getren­nte Abwasserge­bühr (zwis­chen Schmutz- und Regen­wass­er) stellt eine wichtige Lenkungs­maß­nahme dar. Wenn weniger Fläche ver­siegelt wird und/​oder das Regen­wass­er am Grund­stück ver­sick­ern kann, wird das Kanal­sys­tem ent­lastet und teure hydraulis­che Sanierun­gen (Ver­größerun­gen des Kanal­durchmessers) kön­nen eventuell ver­mieden werden.

In Zusam­me­nar­beit mit dem Ver­mes­sungsamt haben wir sehr schnell aus Luft­bildern die genauen Koor­di­nat­en unser­er Kanal­hal­tun­gen gewon­nen. Dafür mussten wir im Jahr 1991 jeden Kanaldeck­el mit einem weißen Punkt markieren, damit die Schächte auf den Luft­bildern ein­deutig zu erken­nen waren. Es war ein prag­ma­tis­ch­er Ansatz auf dem Weg zum dig­i­tal­en Abwasserkataster.” 

Jürgen Barthel, Tiefbauamt Schwabach
Weit­ere Fall­beispiele der Stadt Schwabach
Stadt Schwabach
System
Abwasser
Regierungsbezirk
Mittelfranken
Landkreis
kreisfrei
Länge des öffentlichen Abwassernetzes
200 km
Anzahl der angeschlossenen Einwohner
40.000
Kon­takt für Rückfragen
Kontaktperson
Jürgen Barthel, Tiefbauamt Schwabach
Telefonnummer
09122 860562
E-Mail
juergen.barthel@schwabach.de
Website
www.schwabach.de