Fall­beispiel / Mit­tel­franken / Lkr. Bad Wind­sheim, Rothen­burg o.d. Tauber, Ans­bach, Erlan­gen-Höch­stadt, Neustadt a.d. Aisch

Fernwasserversorgung Franken: "Risikoformel“ für die Reihung von Leitungsabschnitten zur Erneuerung

Die Fer­n­wasserver­sorgung Franken verbessert und erneuert seit über 30 Jahren das Leitungsnetz. Dabei gilt: die Lebens­dauer von Leitun­gen aus­nutzen, jedoch nicht über­stra­pazieren. Um zu entschei­den, wann welch­er Leitungsab­schnitt für die Rohrerneuerung anste­ht, arbeit­et man mit ein­er Vielzahl an Kenn­zahlen, die nun sog­ar in eine math­e­ma­tis­che Risiko­formel zusam­men geführt wurden.

Die Fer­n­wasserver­sorgung Franken (kurz FWF) wurde 1951 gegrün­det und ver­sorgt heute mit 85 Mitar­beit­ern 155 kom­mu­nale Abnehmer und 660 Ort­steile in Mit­tel- und Unter­franken. Die beliefer­ten Wasserver­sorg­er verteilen das Leitungswass­er an rund 325.000 Bürg­er weit­er.

Seit den 1980er Jahren ist die Wach­s­tums- und Aus­bauphase beim Ver­sorgungsnetz been­det. Sei­ther geht es vor­rangig darum, das Sys­tem instand zu hal­ten und zu mod­ernisieren. Eine der Her­aus­forderung dabei ist es, den richti­gen Zeit­punkt für die Erneuerung eines Leitungsab­schnittes zu ermit­teln. Es gilt die Lebens­dauer ein­er Rohrleitung voll auszunutzen ohne diese überzus­tra­pazieren, denn in diesem Fall wären wieder­holte teure Schä­den, Repara­turen und Aus­fälle die Folge.

Wann ist der beste Zeitpunkt für die Leitungserneuerung?

Um diesen besten Zeit­punkt“ zu ermit­teln, arbeit­et die FWF mit ein­er Vielzahl von Kenn­zahlen. Zum einen geht es hier darum, wie wahrschein­lich ein Schaden­sein­tritt in einem Net­z­ab­schnitt über­haupt ist. Dazu liefern das Alter der Leitun­gen sowie Infor­ma­tio­nen über die einge­set­zten Bau­ma­te­ri­alien und Bauweisen sta­tis­tis­che Anhalt­spunk­te. So haben zum Beispiel Grau­guss­rohre, die nach dem Zweit­en Weltkrieg ver­legt wur­den, zumeist eine gerin­gere Lebens­dauer als ältere Rohre aus der Zwis­chenkriegszeit. Der Grund: ein gerin­ger­er Eisen­ge­halt in der nachkriegs­be­d­ingten Man­gel­wirtschaft und fol­glich eine raschere Kor­ro­sion dieser Rohre.

Zudem ist die genaue Doku­men­ta­tion aufge­treten­er Schadens­fälle wichtig: Wie viele Schä­den hat es beispiel­sweise auf einem bes­timmten Abschnitt in den let­zten Jahren gegeben. Wenn auf 100 km Net­zlänge pro Jahr mehr als 10 Schadens­fälle auftreten, so hat man es bere­its mit einem kri­tis­chen Wert zu tun.

Zum anderen analysiert man bei der FWF wie groß das Schaden­saus­maß bei einem Rohrbruch tat­säch­lich wäre: Wie groß ist das betrof­fene Ver­sorgungs­ge­bi­et, die dahin fließende Wasser­menge und gäbe es im Ern­st­fall alter­na­tive Ver­sorgungsmöglichkeit­en für dieses Gebi­et? Kön­nte es bei einem Rohrbruch zu mas­siv­en Schä­den an angren­zen­den Gebäu­den oder Verkehr­swe­gen kommen?

Risikoformel liefert ein Ranking der Netzabschnitte

All diese Kenn­zahlen wer­den in eine Formel – Auskun­ft zu den Formelde­tails kann die FWF geben – zusam­men geführt, die am Ende eine Punk­te­be­w­er­tung ergibt. Anhand dieser Punk­te wer­den alle Leitungsab­schnitte gerei­ht und in 18 Risikok­lassen eingeteilt.

Mit diesem Pri­or­isierungstool geht die FWF in die Pla­nung konkreter Baupro­jek­te, die in der Regel einen Streck­en­ab­schnitt von 10 – 12 km umfassen. Es wäre für einen großen Ver­sorg­er weniger wirtschaftlich, nur aus­gewählte prob­lema­tis­che Abschnitte mit eini­gen hun­dert Metern Rohrleitung zu erneuern. Vielmehr wer­den größere Streck­en ange­gan­gen, die in Summe eine kri­tis­che Risikobe­w­er­tung aufweisen.

Auf Basis ein­er Erneuerungsrate von einem Prozent pro Jahr kann die FWF bis zum Jahr 2040 alle Leitungsab­schnitte bis zur Risikok­lasse 9 erneuern, das entspricht 180.000 Laufmetern.

Mehr zum The­ma Sanieren mit Plan”.

Mit unser­er math­e­ma­tis­chen Risikobe­w­er­tung ermit­teln wir jene Leitungsab­schnitte, die vor­rangig erneuert wer­den soll­ten. Um mit solchen Mod­ellen arbeit­en zu kön­nen, muss man jedoch wichtige Netz-Kenn­zahlen wie Schaden­srat­en, Alter und ver­wen­dete Bau­ma­te­ri­alien wirk­lich aktuell haben.” 

Hermann Löhner, Werkleiter Fernwasserversorgung Franken
Fer­n­wasserver­sorgung Franken
System
Trinkwasser
Regierungsbezirk
Mittelfranken, Unterfranken
Landkreis
Ansbach, Erlangen-Höchstadt, Kitzingen, Neustadt a.d. Aisch – Bad Windsheim, Schweinfurt, Würzburg und die Kreisstadt Rothenburg o.d. Tauber
Länge der öffentlichen Trinkwasserleitung
1.100 km
Anzahl der (indirekt) angeschlossenen Einwohner
325.000
Kon­takt für Rückfragen
Kontaktperson
Dr. Hermann Löhner, Werkleiter Fernwasserversorgung Franken
Telefonnummer
09842 938-102
E-Mail
h.loehner@fernwasser-franken.de
Website
www.fernwasser-franken.de