Umfassende Sanierung des Moosburger Kanalnetzes zur Abdichtung gegen Grundwasser
In Moosburg gestaltet sich der Betrieb der Kläranlage und die Instandhaltung des Kanalnetzes als Herausforderung: Durch zahlreich undichte Stellen tritt in die Hauptleitungen und vor allem auch in die Rohre auf den Privatgrundstücken Grundwasser in den Kanal ein. Bei fast zwei Drittel des Wassers in der Kläranlage handelt es sich nicht um Schmutzwasser sondern um Grundwasser.
Die Länge des Moosburger Kanalnetzes beträgt rund 90 km. Dazu kommen noch etwa 4.200 Anschlussleitungen zu den Häusern. Zum Netz gehören auch Sonderbauwerke wie Regenüberläufe, Regenüberlaufbecken und Pumpstationen. Etwa 30 % der Kanäle sind über 50 Jahre alt.
Die ältesten Netzteile stammen sogar noch aus den 1940er und 1950er Jahren. Verbaut wurden überwiegend Rohre aus Steinzeug. Und die Rohrverbindungen bei diesen Rohren, auch Muffen genannt, sind heute schon an vielen Stellen schadhaft. Schon leichte Bewegungen im Erdreich können bei den Verbindungen zu Schäden führen. Außerdem entstehen bei Hausanschlüssen, die früher nicht fachgerecht errichtet wurden, mit der Zeit zahlreiche undichte Stellen im Netz. So wurde mitunter mit einem Hammerschlag ein Loch in den Hauptkanal geschlagen und das Anschlussrohr in das ungenau geschlagene Loch eingesteckt. Die Übergänge wurden zwar vermörtelt, eine solche Abdichtung bröckelt aber nach einiger Zeit und wird undicht. In manchen Fällen wurden Anschlüsse, die nicht mehr gebraucht wurden, einfach mit Geröll gefüllt, anstatt diese fachgerecht zu verschließen.
Kanalnetz liegt im Grundwasser
Bei der Instandhaltung der Rohrleitungen hat Moosburg also mit einigen Herausforderungen zu kämpfen: In den Niederungen nahe der Isar und der Amper sind die Grundwasserstände zumeist sehr hoch und etwa 80 % der Kanalrohre liegen im Grundwasser. Sinkt das Grundwasser ab, so würde aus den undichten Kanälen Schmutzwasser austreten. Doch zumeist tritt durch undichte Stellen wie Risse oder schadhafte Verbindungen das Grundwasser als Fremdwasser in das Kanalnetz ein und belastet unnötiger Weise das Kanalnetz und die Kläranlage. Bei trockenem Wetter kommen ca. 6.700 m³ pro Tag in der Kläranlage an, obwohl die Bürgerinnen und Bürger gleichzeitig nur 2.440 Liter m³ pro Tag an Frischwasser verbrauchen. Somit besteht das Moosburger Abwasser in der Kläranlage zu zwei Drittel aus einsickerndem Grundwasser. Die Kapazität der städtischen Kläranlage wird dadurch unnötig belastet.
Im neuen Sanierungskonzept aus dem Jahr 2018 legte man daher den Schwerpunkt gezielt auf jene Kanalabschnitte, die entsprechend einer Schadensbewertung, rasch zu sanieren sind. Ein besonderes Augenmerk erhalten dabei auch die Hausanschlüsse und Gründstücksentwässerungsanlagen (GEA). Man hat nämlich bei den Kamerabefahrungen im Untergrund festgestellt, dass gerade diese vielfach undicht sind, da aus vielen Anschlussleitungen ständig Grundwasser in den Hauptkanal läuft.
Um bei Sanierungen von Schäden nicht jedes Mal Straßen und Grundstücke aufgraben zu müssen, werden bei etwa 90 % Prozent der zu erneuernden Abschnitte, sogenannte grabenlose Sanierungsverfahren eingesetzt.
Grabenlos Sanieren mit Inliner
Fast immer wird in Moosburg mit dem Inliner-Verfahren gearbeitet. Dabei wird ein harzgetränkter Schlauch in das alte Kanalrohr eingezogen und z.B. mit Druckluft „aufgeblasen“. Der aufgeblasene Schlauch legt sich wie eine neue Haut an die Wand des alten Kanals und härtet dort in kurzer Zeit aus. So entsteht ein neues Rohr im Rohr, das wieder für Jahrzehnte seine Funktion erfüllt. Die Sanierung kann schnell und nur mit kurzer Betriebsunterbrechung durchgeführt werden. Vor allem aber: in offenen Baustellen müsste man das Grundwasser ständig abpumpen – eine sehr kostenintensive Baumaßnahme.
Im Jahr 2019 investiert die Stadt Moosburg gut 1,8 Millionen Euro in Prüfung, Dokumentation und Sanierung des Kanalnetzes Für die kommenden Jahre plant man etwa eine Million Euro jährlich für den Kanal auszugeben. Finanziert werden diese Investitionen aus den Kanalgebühren von aktuell 2,92 Euro pro Kubikmeter gemessen am Frischwasserbezug. Schon in den vergangenen Jahren (2014 bis 2018) hat man bereits fast 6 Millionen Euro in die Instandhaltung der Moosburger Kanäle investiert.
“In den letzten Jahren konnten wir den Fremdwasseranteil im Kanalnetz um ca. 10 % reduzieren. Es bestehen aber immer noch gut 60 bis 65 % vom Kläranlagenzufluss aus Grundwasser, welches durch undichte Stellen in den Kanal einsickert.”
- System
- Abwasser
- Regierungsbezirk
- Oberbayern
- Landkreis
- Freising
- Länge des öffentlichen Abwassernetzes
- 90 km
- An das Netz angeschlossene Einwohner
- 19.000