Tagmersheim: Umstellung auf Abwassertrennsystem und Anschluss an die benachbarte Kläranlage durch Bürgerentscheid
Aufgrund der 2019 auslaufenden Genehmigung der örtlichen Kläranlage mussten die über 100 Grundstücksbesitzer von Blossenau eine wichtige Entscheidung fällen – die eigene Kläranlage behalten oder ein Abwassertrennsystem einführen, um an die Kläranlage der Nachbarkommune angeschlossen zu werden. Zwei Drittel der Befragten entschieden sich für die aufwändigere, aber zukunftsträchtige zweite Variante. Möglich machte dies eine umfangreiche Bürgerkommunikation.
Im Jahr 2016 wäre die Genehmigung der örtlichen Kläranlage im Tagmersheimer Ortsteil Blossenau bereits abgelaufen. Die Frist wurde bis Ende 2019 verländert – bis dahin muss die Gemeinde Tagmersheim ein neues Abwasserkonzept erarbeiten. Dafür wurden im Gemeinderat eine Vier-Variantenuntersuchung durch ein Ingenieurbüro beschlossen. Mit Hilfe dieser Untersuchungen konnten die Varianten auf zwei Möglichkeiten eingegrenzt werden: entweder die alte Kläranlage von Blossenau beibehalten und sanieren oder den Ortsteil an die große Kläranlage der Nachbarkommune Monheim anschließen. Für die Gemeinde war die zweite Variante der klare Favorit, allerdings musste dafür ein neues Kanalsystem in Blossenau entstehen, in dem künftig Schmutz- und Regenwasser in getrennten Kanalsystemen gesammelt werden. Die Entscheidung, welcher Sanierungsplan schlussendlich umgesetzt werden sollte, lag jedoch bei den 111 Grundstückseigentümern von Blossenau.
Intensive Diskussion aller Vor- und Nachteile
Um die Entscheidung treffen zu können, lag der Gemeinde Tagmersheim viel daran, die über 100 Grundstücksbesitzer des betroffenen Ortsteils Blossenau von Anfang an miteinzubeziehen und umfangreich zu informieren. Dafür wurden mehrere Treffen mit dem Gemeinderat, Ingenieurbüro, den Wasserwirtschaftsämtern und den Zuständigen aus der Verwaltung sowie mit den kommunalen Entscheidungsträgern wie zum Beispiel Bürgermeister und den Bürgerinnen und Bürgern organisiert und die Vor- und Nachteile beider Varianten intensiv diskutiert. Die Beibehaltung bzw. Instandsetzung der alten Kläranlage wäre mit Gesamtkosten von rund 2,9 Mio. Euro im Vergleich mit 2,3 Mio. Euro für den Anschluss an die benachbarte Kläranlage deutlich teurer geworden. Zudem wären auch die laufenden Kosten höher, da die Kläranlage aufgrund von gesetzlichen Neuerungen immer wieder auf Stand gebracht werden müsste.
Beim Anschluss an die leistungsfähigere und größere Kläranlage in der Nachbarkommune Monheim ist eine funktionsfähige Abwasserentsorgung auf lange Sicht gesichert. Mit der Umstellung auf das Trennsystem müsste im Vergleich zum Mischsystem nur etwa ein Drittel der Wassermenge nach Monheim gepumpt werden. Zudem bräuchte man auch kein teures Rückhaltebecken in Blossenau. Jedoch müssten zuerst alle privaten Grundstücksentwässerungsanlagen im Ortsteil untersucht, saniert und neue Abwasserleitungen verlegt werden. Das bedeutet, dass bei jedem Haus und mit jedem Grundstückseigentümer eine individuelle Lösung für eine getrennte Kanalisation am Anwesen erarbeitet werden muss.
Befragung der Bevölkerung führte zur Entscheidung
Nach zahlreichen Diskussionen wurde eine schriftliche Befragung aller 111 Grundstücksbesitzer, die an den Kanal von Blossenau angeschlossen sind, durchgeführt. Das Ergebnis: ca. 90 % der Grundstücksbesitzer nahmen an der Befragung Teil und zwei Drittel davon war für den Anschluss an die Kläranlage in Monheim und somit auch für die Einführung eines Trennsystems. Seit Anfang 2018 laufen nun die Vorbereitungen und erste Gespräche mit den Grundstückseigentümern. Abgeschlossen werden soll das Projekt im Jahr 2021.
“Mit dem Anschluss an die leistungsfähigere Kläranlage in Monheim sind wir für die nächsten Jahrzehnte im Bereich der Abwasserentsorgung in Blossenau sehr gut aufgestellt. Die Realisierung dieses Projekts war und ist nur dank intensiven Diskussionen und laufender Information der Bürger von Blossenau möglich.”
- System
- Abwasser
- Regierungsbezirk
- Schwaben
- Landkreis
- Donau-Ries
- Länge des öffentlichen Abwassernetzes
- 8 km
- An das Netz angeschlossene Einwohner
- 800