Oberes Kollbachtal: Leitungserneuerung mit einer unterirdischen Bohrung
Der Zweckverband Wasserversorgung Oberes Kollbachtal geht entschlossen an die Erneuerung seiner Rohrleitungen. Vor allem die PVC-Leitungen im Netz haben nach bald 50 Jahren mit Materialermüdung und den daraus resultierenden Schäden zu kämpfen. Die Erneuerung von Trinkwasserleitungen erfolgt zumeist zusammen mit Straßenbaumaßnahmen. Man arbeitet in einigen Fällen jedoch auch mit grabenlosen Bauweisen, ohne den Boden aufzugraben. Beispielsweise indem man ein Bohrkopf durchs Erdreich triebt, der einen Hohlraum für eine neue Wasserleitung schafft.
Der im Jahr 1965 gegründete Zweckverband Wasserversorgung Oberes Kollbachtal versorgt 8.800 Bürger in sechs Kommunen mit Trinkwasser. Dazu wurden über die Jahrzehnte hinweg insgesamt 220 km an öffentlichen Leitungen unterirdisch verlegt. Die ältesten Rohrleitungen stammen aus der Gründungsphase des Verbandes.
Bei älteren PVC-Rohren treten inzwischen vermehrt Probleme auf. Solche Rohre wurden nicht immer spannungsfrei in einem Sandbett verlegt. Über die Jahre kann das zu Längsrissen (Spannungsrissen) oder Druckschäden durch reibendes Gestein führen. Und in den überwiegend sauren Böden des Verbandsgebietes werden langsam aber stetig die Weichmacher aus den PVC-Rohren herausgelöst. Dadurch wird das Material über die Jahre spröde mit erhöhter Rissbildung als Folge.
Von daher erstellt der Zweckverband Investitionspläne für die Leitungserneuerung, mit dem Ziel Jahr für Jahr über 1 % der Wasserleitungsrohre zu erneuern. Rückblickend hat man im Jahr 2016 1,3 % der öffentlichen Leitungen erneuert, 2017 ca. 1 % und 2018 kam man sogar auf 1,8 %. Die Arbeiten erfolgen zum überwiegenden Teil in offener Bauweise (90 %) zusammen mit Straßenbaumaßnahmen.
Doch auf ausgewählten Abschnitten kamen zuletzt auch sogenannte grabenlose Verfahren – also Baumaßnahmen ohne Aufgraben der Oberfläche – zum Einsatz: Dabei wird zum Beispiel ein in U‑Form gefaltetes Kunststoffrohr, ein sogenannter U‑Liner, in eine alte Leitung eingezogen. Die U‑Form macht dies durch den verringerten Rohrdurchmesser möglich. Anschließend wird unter Druck heiße Luft ins Kunststoffrohr eingeblasen, wodurch sich dieses wieder auffaltet und zu einem neuen Rohr im alten Rohr wird. Ein Nachteil: für diese Baumaßnahme musste die bestehende Wasserleitung selbstverständlich außer Betrieb genommen werden, was für den Verband mitten im Hitzesommer 2018 eine gewisse Herausforderung darstellte.
Unterirdisch einen Hohlraum für eine neue Wasserleitung bohren und spülen
Beim sogenannten „Horizontalen Spülbohrverfahren“ hatte der Verband dieses Problem nicht. Dabei wird ein hydraulisches Bohrgeräte durch das Erdreich gedrückt. Mit Spülwasser wird parallel das Erdmaterial am Bohrkopf gelöst. Sodann wird der einmal geschaffene Hohlraum mit immer größeren Bohrköpfen Schritt für Schritt auf geweitet. Zement im Spülwasser stabilisiert und festigt das so geschaffene Bohrloch und man kann eine neue Wasserleitung in den Hohlraum einziehen.
Die Vorteile bei diesem Verfahren waren: Die alte Leitung konnte weiter in Betrieb bleiben, weil das neue Rohr unterirdisch auf einer neuen Trasse verlegt wurde. Dennoch ersparte man sich das Aufgraben der Oberfläche.
Mit dem Spülbohrverfahren wurden im Jahr 2016 rd. 500 Meter Wasserleitung neu verlegt, bei Kosten von 140 Euro pro Laufmeter. Finanziert wurde diese Baumaßnahme zur Gänze aus den Wassergebühren von aktuell 1,47 Euro pro Kubikmeter.
“Leitungserneuerung ohne den Boden aufzugraben, kommt bei uns speziell auf Versorgungsstrecken mit wenigen Abzweigern zum Zug. In Ortsnetzen müssen wir jedoch aufgrund der vielen Hausanschlüsse mit offenen Baustellen arbeiten.”
- System
- Trinkwasser
- Regierungsbezirk
- Niederbayern
- Landkreis
- Rottal-Inn
- Länge des öffentlichen Trinkwassernetzes
- 220 km
- An das Netz angeschlossene Einwohner
- 8.800
- Website
- https://www.kollbachtal.de/startseite-oberes-kollbachtal