Auftakttermin "Schau auf die Rohre"
Start der Informationskampagne am 11.4.2018
Schau auf die Rohre: Die Kanal- und Trinkwassernetze in Bayern erhalten
Der Freistaat Bayern startet gemeinsam mit dem Bayerischen Gemeindetag, dem Bayerischen Städtetag und den Fachverbänden der Wasserwirtschaft eine Informationskampagne für den Erhalt der Trinkwasser- und Abwassernetze. Hintergrund: 10 bis 15 Prozent aller Abwasserkanäle und Trinkwasserleitungen in Bayern müssen in den kommenden Jahren saniert oder erneuert werden. Positivbeispiele aus ganz Bayern zeigen, wie aus alten Rohren neue werden.
Rund 215.000 Kilometer öffentliche Kanal- und Trinkwassernetze wurden in den vergangenen Jahrzehnten unter Bayerns Städten und Gemeinden verlegt. Diese Länge entspricht etwa dem fünffachen Erdumfang. Leitungen auf Privatgrund, die nochmals etwa zwei bis drei Mal so lang sind, sind da noch gar nicht mitgerechnet. Die öffentlichen Leitungsnetze stellen in der Regel das größte Anlagevermögen einer Kommune dar. Über 15.000 Fachkräfte kümmern sich in Bayern um die Wasserversorgung und die Ableitung sowie Behandlung der Abwässer. Wert und Zustand der Leitungssysteme sind jedoch kaum in der öffentlichen Wahrnehmung präsent. Ein Schlagloch in der Straße oder bröckelnder Putz an der Schulfassade werden vom Bürgerauge sofort kritisch wahrgenommen. Die Leitungen im Untergrund und besonders deren Zustand sind für die Bürgerinnen und Bürger dagegen nicht unmittelbar sichtbar.
Leitungen müssen nach 50 bis 80 Jahren erneuert werden
Doch wie bei einem Straßenbelag oder einem Auto ist auch die Lebensdauer von Leitungen begrenzt. Rohre haben ein „Ablaufdatum“ und müssen regelmäßig untersucht und in der Regel spätestens nach 50 bis 80 Jahren – je nach Material und Betriebsbedingungen – erneuert werden. Geschieht das nicht, droht eine Häufung von Schäden und entsprechend steigen die Kosten. Untersuchungen zufolge müssen 10 bis 15 Prozent der kommunalen Trinkwasser- und Abwassernetze in den kommenden Jahren saniert werden. Dazu kommt ein Sanierungsbedarf im Bereich der privaten Abwasserleitungen – denn ein neuer öffentlicher Kanal nutzt wenig, wenn die damit verbundenen Grundstücksentwässerungsanlagen undicht sind.
Informationskampagne
Im Rahmen der Informationskampagne „Schau auf die Rohre“ werden der bayerischen Bevölkerung mittels Broschüren, Videos, Websites und einer Vielzahl von Veranstaltungen die wichtigen Aufgaben rund um den Erhalt des bayerischen Leitungsnetzes vor Augen geführt.
Hightech im Untergrund
Nach dem Motto „Wussten Sie, dass…“ erfahren die Menschen beispielsweise, dass Roboter im Kanalnetz unterwegs sind, um die Abwasserleitungen auf Schäden zu prüfen oder kleine Reparaturarbeiten durchzuführen. Oder, dass Wasserleitungen „abgehört“ werden, um Lecks zu finden. Auch bei den technischen Möglichkeiten für die Leitungssanierung hat sich einiges getan. Zahlreiche Verfahren ermöglichen unter bestimmten Voraussetzungen eine „grabenlose“ Sanierung oder Erneuerung des Rohres. Beim „Inliner-Verfahren“ wird beispielsweise im Abwasserbereich ein harzgetränkter Schlauch in den alten Kanal eingezogen und mittels Druck am alten Rohr fixiert. Es entsteht ein neues „Rohr im Rohr“.
Webplattform mit Beispielen aus der Praxis
Von der Prüfung, über die Wartung, bis zur Sanierung und Erneuerung der Netze gibt es unter www.schaudrauf.bayern.de eine Vielzahl guter Beispiele von Kommunen aus allen Regionen des Freistaats. Beim Online-Wissensquiz können Besucherinnen und Besucher der Website zudem Fragen beantworten und an einem Gewinnspiel teilnehmen. Darüber hinaus finden sich auf der Website zahlreiche Zahlen, Daten und Fakten zum Leitungsnetz, Informationen zu Netzbetreibern sowie Möglichkeiten, Schäden zu minimieren. Mit dem Wissen über Notwendigkeit und Aufwand für die Instandhaltung der Trinkwasser- und Abwassernetze soll in der Bevölkerung auch das Verständnis für den sinnvollen Einsatz der dafür eingenommenen Gebühren steigen. Und private Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer werden motiviert, sich dem Zustand ihrer Grundstücksentwässerungsanlagen anzunehmen.
Know-How-Schnittstelle für Netzbetreiber und Entscheidungsträger
Im Zuge der Kampagne „Schau auf die Rohre“ wird den Kommunen und Anlagebetreibern vielfältige Unterstützung bei der Instandhaltung der Trinkwasser- und Abwassernetze geboten. In einem eigenen Web-Bereich gibt es Fachinformationen zur Planung und Umsetzung von Prüf- und Baumaßnahmen bis hin zur Kommunikation mit der Bevölkerung. Detailliert ausgearbeitete Praxisbeispiele – von großen Netzbetreibern bis zu kleinen Kommunen – präsentieren unterschiedliche Möglichkeiten und Maßnahmen zur Instandhaltung der Netze und forcieren den Austausch von vorhandenem Wissen und Erfahrungen. Gleichzeitig erhalten die Kommunen Broschüren und Kampagnen-Plakate zur Information ihrer Bürgerinnen und Bürger. Kampagnen-Plakate können auch mit dem Luftbild der jeweiligen Gemeinde versehen werden. Zudem werden Kommunen und Anlagenbetreiber in allen bayerischen Regierungsbezirken zu eigenen Aktionstagen eingeladen. Um eine unzumutbar hohe finanzielle Belastung aufgrund von Instandhaltungsmaßnahmen abzufedern, hat der Freistaat Bayern im Jahr 2016 – unabhängig von der Kampagne – eine eigene Härtefallförderung mit einem Gesamtfördervolumen von bis zu 70 Millionen Euro pro Jahr eingeführt.
Träger der Initiative
Träger der Kampagne „Schau auf die Rohre“ ist die bayerische Wasserwirtschaftsverwaltung (Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz , Bayerisches Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaftsämter) in Kooperation mit den kommunalen Spitzenverbänden Bayerischer Gemeindetag und Bayerischer Städtetag sowie mit den wasserwirtschaftlichen Fachverbänden Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA), Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW), Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) und Verband kommunaler Unternehmen (VKU).
Statements der Partner
„Die Leitungsnetze der Wasserver- und Abwasserentsorgung sind oftmals der größte Vermögenswert einer Gemeinde. Ihre Instandhaltung ist enorm wichtig, damit diese wertvolle kommunale Infrastruktur für die Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft zur Verfügung steht und bezahlbar bleibt.“ Claus Kumutat, Präsident des Bayerischen Landesamtes für Umwelt
“Als Bayerischer Gemeindetag begrüßen wir die Aktion „Schau auf die Rohre“! Schon der Claim sagt aus, dass da alle Kräfte der Gesellschaft gemeinsam aufgefordert sind, auf ein zentrales Element unserer Infrastruktur aufzupassen. Dazu bedarf es vor allem der Anstrengung der Wasserversorger und Abwasserentsorger, sich der zunehmend in die Jahre kommenden Ortsnetze anzunehmen. Diese müssen mit Kameras befahren werden, für diese müssen nicht selten Sanierungskonzepte entwickelt und umgesetzt werden. Dazu bedarf es aber auch eines Bürgers, der vor Augen hat, wie wichtig es ist, die Ortsnetze dicht zu halten und sie für die nächste Generation zukunftsweisend zu dimensionieren. Das kostet richtig viel Geld – und nur ein Bürger, dem anschaulich gemacht werden kann, wie wichtig diese Themen sind, wird bereit sein, diese Maßnahmen über Beiträge und Gebühren auch zu bezahlen.” Franz Dirnberger, Geschäftsführer des Bayerischen Gemeindetags
„Wasser ist die wichtigste Ressource unserer Gesellschaft. Die Verfügbarkeit von ausreichend Trinkwasser und eine funktionierende Ableitung und Behandlung von Abwasser haben einen entscheidenden Einfluss auf unsere Lebensqualität. Vielen Menschen in unseren Breiten ist oft gar nicht bewusst, welch erhebliche Anstrengungen hinter einer funktionierenden wasserwirtschaftlichen Infrastruktur stecken. Den Bürger für die Instandhaltung dieser Infrastruktur zu sensibilisieren ist wichtig. Denn nur durch deren Mithilfe können wir unsere Trink- und Abwassernetze auch in Zukunft erhalten. Wir unterstützen daher gerne die Kampagne „Schau auf die Rohre“.“ Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert, Vorsitzender des Landesverbandes Bayern der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA)
„Trinkwasser aus dem Hahn und eine reibungslose Abwasserentsorgung sind in Bayern selbstverständlich. Wie gut es uns damit geht, merken wir meist auf Reisen. Aber gerade zuhause vor Ort ist es wichtig, dass jeder Bürger und jede Kommune sich bewusst macht, wie wertvoll diese Infrastruktur — dieser Schatz unter der Straße — und die öffentliche Unterstützung zu ihrer Instandhaltung ist. In täglicher Arbeit sichern die kommunalen Unternehmen diesen Schatz und sind gerne Partner der Kampagne ‚Schaut auf die Rohre‘!“ Gunnar Braun, Geschäftsführer des Verbands Kommunaler Unternehmen e.V. — VKU
„Der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. – VBEW setzt sich für eine leistungsfähige Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung als Bestandteil der Daseinsvorsorge ein. Diese muss von modernen und effizienten Unternehmen erbracht werden. Der zum Teil beträchtliche Reinvestitionsbedarf stellt für die Ver- und Entsorger eine große aber leistbare Aufgabe dar – heute und in Zukunft. Wir müssen es nur tun! Die Kampagne “Schau auf die Rohre“ ist hierfür ein wichtiges unterstützendes Instrument sowohl für die Netzbetreiber als auch zur Information der Öffentlichkeit. Gemeinsam erhalten wir unsere Trinkwasser- und Abwassernetze!“ Detlef Fischer, Geschäftsführer des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e. V. — VBEW
Fotogalerie:
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Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU)
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